Futter

Die Sache mit dem Katzenfutter

Anmerkung zu Beginn: Der Inhalt des Blog-Beitrages gilt für Katzen und Kater gleichermaßen. Aus Gründen der Einfachheit verwenden wir hier der Begriff Katze.

Kaum ein Thema wird so oft diskutiert, neu aufgearbeitet oder auch kritisiert (vor allem in den sozialen Medien) wie das Thema Katzenfutter. Die riesige Auswahl und der Dschungel der Deklarierungen machen es uns als Katzenbesitzer:innen auch nicht einfach, das richtige Futter für unsere flauschigen Vierbeiner zu finden. Und dann gibt es natürlich noch etliche Mythen und Gerüchte über Katzenfutter, die sich hartnäckig unter den Katzenbesitzer:innen halten. Wir von stylecats haben uns für dieses riesige Thema des Katzenfutters Hilfe aus unserer Community geholt, lest selbst:

Ich bin Marie, führe gemeinsam mit meinen zwei flauschigen Norwegischen Waldkatzen Mädels Frigg und Freya und meinem frechen Maine Coon Kater Loki den Instagram Account „nordflausch“ und stand selbst vor der Frage: Wie kann ich meine Katzen bestmöglich in ihrer Ernährung unterstützen und ihnen somit ein langes und gesundes Leben schenken?

Nachdem meine Freya mit anhaltenden Durchfällen und Erbrechen zu kämpfen hatte, stellte sich nach vielen Tierarztbesuchen und Untersuchungen heraus, dass sie unter einer Lebensmittelunverträglichkeit leidet. Über eine so genannte Ausschlussdiät konnten wir auch die Übeltäter herausfinden: Huhn und Rind! Und ich sage euch eins: Mir war zuvor auch nicht bewusst, dass Katzen Lebensmittelunverträglichkeiten oder -allergien entwickeln können, doch Freya und ich mussten es wohl oder übel lernen. Und was macht die besorgte Katzenmama von heute? Sie meldet sich für eine Ausbildung zur Katzenernährungsberaterin an, um genau bei diesem Dschungel an Katzenfutter-Möglichkeiten den Durchblick zu behalten.

Macht euch jetzt aber bitte keine Sorgen: Ihr müsst keine Ausbildung zur Katzenernährungsberaterin absolvieren, um die Grundsätze für ein gesundes Katzenfutter, das sich im Futternapf sehen lassen kann, zu verstehen. Die erkläre ich euch jetzt nämlich! :)

Trockenfutter, Nassfutter oder doch BARF?

Da sind wir schon zu Beginn bei einem der kontroversesten Themen angekommen und ich muss euch ganz klar sagen: Bei mir zu Hause gibt es als Hauptnahrungsmittel für die Katzen nur Nassfutter. Das hat auch einen einfachen Grund: Es kommt der ursprünglichen Nahrung unserer Katzen in der freien Natur am nächsten, ohne einen so großen Aufwand in der Futterbesorgung und -gabe zu haben und auch ohne ein umfangreiches Hintergrundwissen wie für BARF zu benötigen.

Ich kann nachvollziehen, wenn Katzenbesitzer:innen die Einfachheit, welche Trockenfutter-Fütterung mit sich bringt, hier als Argument anbringen. Jedoch sollten wir uns nicht auf Bequemlichkeit ausruhen, wenn es um die Gesundheit unserer Tiere geht. Denn eines ist klar: Das Geld und die Zeit, die wir uns eventuell bei der Trockenfutter-Fütterung einsparen, können wir später eventuell in Tierarztbesuche investieren und wenn wir uns das mal klar machen, ist Vorsorge immer besser als Nachsorge.

Als erstes Argument gegen die Trockenfutter-Fütterung wird stets angebracht, dass die Katzen gesundheitliche Probleme bekommen können, da das Trockenfutter viel zu wenig Feuchtigkeit enthält und unsere Katzen gar nicht so viel im Gegenzug trinken können, wie sie es müssten, um ihren täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Das stimmt! Pro 1 kg Katzengewicht können wir mit einem Flüssigkeitsbedarf von ca. 30 – 50 ml rechnen. Eine klassische Hauskatze mit 4 kg benötigt somit zwischen 120 – 200 ml Flüssigkeit. Schauen wir uns die Zusammensetzung von Trockenfutter an, so können wir der Deklaration oft einen Feuchteanteil von um die 10 % ablesen. Das heißt, dass nur 10 % des Flüssigkeitsbedarfs der Katze durch das Futter gedeckt werden (12 – 20 ml). Der Rest (108 – 180 ml) muss die Katze selbst trinken und das liegt nicht in ihrer Natur, weshalb sie es auch naturgemäß nicht tut. Das Ergebnis sind überlastete Nieren und Niereninsuffizienz, was noch immer eines der häufigsten Todesursachen für ältere Katzen ist.

Dazu kommt, dass durch den Herstellungsprozess die Inhaltsstoffe des Trockenfutters denaturiert werden und somit ein beachtlicher Teil der Nährstoffe verloren geht. Um das zu kompensieren, fügt der Hersteller künstliche Nahrungsergänzungsmittel hinzu. Rein rechnerisch ist dieses Futter dann imstande, den Nährstoffbedarf einer Katze zu decken, jedoch nicht, ihren Körper optimal zu unterstützen. Und auch der hartnäckige Mythos, dass Trockenfutter die Zähne unserer Katzen beim Kauen putzt, muss ich hiermit leider dementieren. Durch die harte Konsistenz des Trockenfutters zerfällt das Trockenfutter nach ein- bis zweimaligem Kauen und kann von der Katze dann einfach geschluckt werden. Viele Katzen schlucken das Trockenfutter auch gerne mal, ohne überhaupt gekaut zu haben. Von Zähneputzen somit keine Spur. Ganz im Gegenteil: Der Stärkeanteil im Trockenfutter legt sich wie ein Film über die Katzenzähne und bildet einen optimalen Nährstoffboden für alle Bakterien. In Kombination mit Speichel härtet dieser Stärkefilm aus und kann zu Zahnstein führen. Zum Schluss ist noch anzumerken, dass eine stark kohlenhydratlastige Ernährung den gesamten Organismus unserer Katzen in Mitleidenschaft zieht. Angefangen von der Zusammensetzung des Speichels und Magensaft als erste Abwehrinstanzen für alle oral in den Körper gelangten Bakterien und Viren, über die Bauchspeicheldrüse, Leber und Ausscheidungsorganen wie die Nieren.

Was ist also mein Fazit zur oben genannten Frage: Wenn ihr die Möglichkeit und das Know How für eine BARF (biologisch artgerechte rohe Fütterung) habt, dann ist dies die artgerechteste Art und Weise, seine Katze zu füttern. Wer dies nicht hat, der ist mit hochwertigem (!) Nassfutter sehr gut bedient, um den Nährstoffbedarf seiner Katze optimal zu decken. Als Hauptnahrungsquelle würde ich unbedingt von Trockenfutter absehen.

Die Deklaration auf der Futterverpackung

Schauen wir uns die Nassfutterdosen oder Trockenfutterverpackungen auf der Rückseite genauer an, finden wir eine Auflistung von Begriffen und Prozentangaben, die uns gerne die Köpfe rauchen lassen. Und die Futtermittelindustrie macht es uns auch hier nicht einfach. Denn nur folgende Informationen müssen sich nach dem Gesetz auf einer Futterverpackung befinden:

1. Futtermittelart: Einzel-, Allein- oder Ergänzungsfuttermittel
2. Inhaltsstoffe in tabellarischer Form mit Rohanalysedaten
3. Angabe kennzeichnungspflichtiger Zusätze (z.B. synthetisch hergestellte Vitamine)
4. Produktionsdatum und Haltbarkeit
5. Nettogewicht
6. Mengenempfehlung für die Fütterung
7. Daten des Herstellers

Das klingt erst mal schön ausführlich, oder? Da habt ihr grundsätzlich auch recht, dennoch bleibt den Herstellern ein enormer Spielraum, da es sogenannte offene und geschlossene Deklarationen gibt. Eine geschlossene Deklaration gibt euch zwar die Inhaltsstoffe grundsätzlich an, lässt jedoch offen, was genau sich dahinter verbirgt. Hier eine geschlossene Deklaration:

Beispiel 1:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (davon 5 % Rind), Fisch und Fischnebenerzeugnisse, Mineralstoffe, Zucker

Als Gegenbeispiel gleich eine offene Deklaration hinterher:

Beispiel 2:
Rind* 70 % (bestehend aus Muskelfleisch, Herz, Magen, Leber und Hals), Trinkwasser 25,5 %, Preiselbeeren 2 %, Löwenzahn 1 %, Mineralstoffe 1 %, Distelöl 0,5 % *Anteile Rind: Muskelfleisch & Herz zusammen circa 50 % (davon 2/3 Fleisch und 1/3 Herz), Innereien zusammen circa 50 % (je 1/3 Magen, Leber und Hälse)

Der Unterschied wird schnell klar: Im ersten Beispiel wissen wir zwar auch, dass sich Fleisch im Futter befindet und da es an der ersten Stelle steht, wird es auch der prozentuale Hauptanteil des Futters ausmachen, doch die Deklaration benennt uns lediglich 5 % ganz genau. Doch was genau sind jetzt die restlichen 95 %? Ich persönlich würde das ganz gerne wissen, vor allem, wenn ich mich einer Katze mit Allergien und Unverträglichkeiten gegenübersehe. Die Angabe aus Beispiel 1 kann natürlich auch deutlich mehr Fleischanteil als lediglich diese 5 % besitzen, wir können es aber nicht herauslesen.

Kritische Stimmen werden jetzt behaupten: Ja, aber wenn wir es nicht wissen können, wieso wird eine geschlossene Deklaration dann als schlechtes Katzenfutter verhöhnt? Es könnten sich auch sehr gute Inhaltsstoffe dahinter verbergen! Nun ja, die Antwort liegt auf der Hand: In der Lebensmittelindustrie gilt es als ungeschriebenes Gesetzt zu zeigen, welche tollen Inhaltsstoffe in das angebotene Produkt einfließen. Damit kann gut Werbung gemacht werden und Kund:innen sehe es gerne, denn jeder möchte sich und sein Haustier möglichst gesund ernähren. Und wenn das Produkt nicht viel bieten kann? Dann verpackt der Hersteller den Inhalt bestmöglich, so dass Verbraucher:innen zumindest in dem Glauben sind, der Inhalt wäre gut. Wer nichts zu verbergen hat, kann ganz klar 100 % der Inhaltsstoffe offen deklarieren. Wer etwas verbergen möchte, geht den Weg des geringsten Widerstandes.

Deuten der Inhaltsstoffe

Wichtige Angaben, welche sich auf jeder Futterverpackung finden, sind die so genannten „analytischen Bestandteile“ prozentualer Auflistung. Hier geht es um die folgenden Daten:

_Rohprotein
_Rohfett
_Rohfaser
_Rohasche
_Feuchtigkeit

Zusammen sollen diese Angaben wieder 100 % ergeben. Der Rohproteingehalt gibt dabei an, wie viel Protein im Futter enthalten ist, ohne einen Unterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinen zu machen. Der Wert sollte bei etwa 10 % liegen.

Beim Wert Rohfett handelt es sich um den Fettanteil im Futter. Auch hier wird nicht zwischen tierischen und pflanzlichen Fetten unterschieden. Ein ausreichender Fettanteil ist sehr wichtig, weshalb dieser im Optimalfall bei 8 – 10 % liegen sollte.

Der Rohfaser-Wert sagt aus, wie viel unverdauliche Substanzen sich im Futter befinden. Der Wert sollte sich bei Trockenfutter unter 1 %, bei Nassfutter unter 0,2 % halten.

Der Rohasche Wert ist für viele Tierbesitzer:innen der am schwierigsten nachvollziehbare Wert. Natürlich befindet sich keine Asche im Tierfutter. Der Wert gibt an, wie viel Substanz des Futters zurückbleibt, wenn dieses bei 500 Grad verbrannt wird und sollte bei unter 2 % liegen. Ein höherer Wert weist auf Verunreinigung oder Übermineralisierung des Futters hin.

Zuletzt darf ein hochwertiges Nassfutter gerne bis zu 80 % Feuchtigkeit enthalten. Wie oben schon beschrieben, sind unsere Katzen physiologisch nicht dafür gemacht, aus externen Flüssigkeitsquellen zu trinken, sondern wollen ihren Flüssigkeitsbedarf größtenteils durch die Nahrung decken. Füttern wir unsere Katze nun ein Nassfutter mit einem Feuchtigkeitsanteil von 80 %, so ist der Flüssigkeitsbedarf der Katze schon zu 80 % allein durch das Futter gedeckt. Eine 4 kg schwere Katze muss somit lediglich noch ca. 24 – 40 ml zusätzlich trinken.

Doch nicht nur die Analysedaten, sondern auch die Deklaration der Zusammensetzung gibt viele Hinweise über die Futtermittelqualität. Wie beschrieben, wird zwischen offenen und geschlossenen Deklarationen unterscheiden. Zudem ist ein hoher Fleischanteil im Katzenfutter das A und O, worauf wir achten sollten. Der Begriff „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ sollte immer mit Vorsicht betrachtet und im Zweifelsfall darauf verzichtet werden, Futter mit solch einer Inhaltsangabe zu kaufen. Wir finden unter diesem Begriff zwar Schlachtwaren der Kategorie 3, die generell zum menschlichen Verzehr und zur Herstellung von Tierfutter geeignet sind, jedoch auch Schlachtnebenprodukte, die zwar für den menschlichen Verzehr geeignet sind, aber nicht so gerne benutzt werden wie Euter und Pansen. Ebenso finden sich unter diesem Begriff tierische Nebenprodukte wie Knochen, Federn und Horn, die für den menschlichen Verzehr unvorstellbar wären. Darum wird schnell klar: Offenheit in der Deklaration schafft Klarheit und weist immer auf ein hochwertigeres Futter hin.

Nach diesem ganzen Kampf durch Futterdeklarationen und ihre Bedeutungen kann einem schnell der Kopf rauchen. Mir ist bewusst, dass wir alle unsere Tiere bestmöglich unterstützen und viele falsche Fütterungen entstehen einfach durch verwirrende Angaben der Hersteller, alte Mythen, die sich hartnäckig halten, oder aber auch leider durch unwissende Ratschläge von außen. Hierzu sei zuletzt angemerkt: Tierärzt:innen sind Allgemeinmediziner:innen und wie auch bei uns Menschen hat es einen Grund, weshalb es Fachärzt:innen gibt, die sich auf ein Gebiet spezialisieren.

Deshalb möchte ich euch zum Schluss mitgeben:
Ein Blick auf die Rückseite des Futters lohnt sich immer. Die Grundsätze habe ich euch hiermit geliefert, jetzt seid ihr dran! Schnappt euch euer Futter, schaut euch die Zusammensetzung an und entscheidet selbst: Kann ich mit diesem Futter meine Katze bestmöglich unterstützen? Denn wir sind für sie und ihre Gesundheit verantwortlich, unsere Katzen vertrauen auf uns. Also, seid wachsam bei der Wahl, was in den Futternapf eurer Katze kommt.

In Zusammenarbeit mit Marie Danko von @nordflausch

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